Wir stehen in der sechsten Dekade (2007-2016) und erreichen die Gegenwart. Ich spreche mit Jannek Thoms. Er ist 20 Jahre jung und hoch engagiert in der Jugendarbeit: Er ist neben aller Basisarbeit zweiter Vorsitzender des Nachbarschaftsjugendkonventes und sitzt für die Kirchengemeinde Neu Wulmstorf im Koordinierungsausschuss unserer Nachbarschaft Neu Wulmstorf-Elstorf. In unserem Gespräch staune ich: Oft wird beklagt, dass die Prägekraft des christlichen Glaubens und der evangelischen Kirche merklich im Schwinden sei - falls es sie überhaupt noch in nennenswertem Maße gibt "bei den jungen Leuten". Aber im Dialog mit Jannek Thoms erschließt sich mir das exakte Gegenteil: wie nachhaltig bereichernd und biographisch prägend es für einen jungen Menschen sein kann, in der evangelischen Jugend mitzumachen.
* Jannek, wie hast du unsere Kirchengemeinde in den letzten zehn Jahren erlebt?
Jannek Thoms: "In ganz unterschiedlichen Bereichen: Im KU 4, im KU 8 [Konfirmandenunterricht im 4. bzw. im 8. Schuljahr also], in Jugendgruppen, auf Freizeiten, bei Aktionen und zuletzt auch in Gremien. In den letzten zehn Jahren meines Lebens hat mich unsere Kirchengemeinde ganz schön beschäftigt."
* Gehen wir diese Stationen der Reihe nach durch! Am Anfang steht KU 4.
Jannek Thoms: "Genau. Bis zum KU 4, bis 2005, hatte ich keinen Kontakt zur Kirche. Mit KU 4 ging es los. Ich erinnere mich noch gut an den KU 4-Begrüßungsgottesdienst und an die Unterrichtsstunden. Es hat mir Spaß gemacht, nach der Schule mit vielen Freunden gemeinsam etwas zu machen. Auch an die Kindergottesdienste habe ich gute Erinnerungen. Oft hat Diakon Michael Henseler unsere Gottesdienste auf der Gitarre begleitet."
* Wie ging es weiter?
Jannek Thoms: "Anders als heute. Heute bieten wir die KU 4-Zwischenzeit an, also Spiele, Kochen und Basteln für alle Kinder, die KU 4 durchlaufen haben. Damals gab's das nicht oder ich habe nichts davon mitbekommen. Für mich ging es dann erst mit KU 8 in den Jahren 2009/2010 weiter. Wir waren mit vielen Konfis auf einer Freizeit in Rödinghausen. Ich wurde auf dieser Freizeit getauft; es war einerseits ungewöhnlich, viele andere waren ja schon getauft; andererseits war meine Taufe sehr schön."
*Und dann kam die Konfirmation?
Jannek Thoms: "Ja, aber schon vorher, gleich nach der Freizeit, kam ich in Kontakt zur damaligen Jugendgruppe NEXT GENERATION. Meine ältere Schwester machte dort bereits mit; so war ich schon in der evangelischen Jugend aktiv, bevor ich konfirmiert wurde."
*Auch nach der Konfirmation hast du NEXT GENERATION die Treue gehalten.
Jannek Thoms: "Ja. Mittwochs, 18 Uhr, das war eine ganz fest eingeplante Zeit in meinem Wochenplan. Ich habe mich im Jugendkeller zusammen mit Neele und Christian, die die Gruppe leiteten, und allen anderen einfach wohlgefühlt. Über Jahre haben wir zusammen gekocht, gespielt, gebastelt. Viel gesungen haben wir und Andachten gefeiert. Außerdem wurde ich in dieser Phase vom Teilnehmer zum Teamer: Cornelia Rubach, damals unsere Diakonin, motivierte mich, bei einer Kinderbibelwoche mitzumachen; danach machte ich die Juleica [Jugendleitercard] und begleitete als Teamer viele Konfirmandenfreizeiten." Ü Was hat diese beiden Bereiche, die Jugendgruppe NEXT GENERATION und die Arbeit als Teamer, für dich attraktiv gemacht? Jannek Thoms: "NEXT war für mich deshalb attraktiv, weil ich hier auf andere Leute traf, auf Leute, die ich nicht Tag für Tag in der Schule sah. Wir hatten eine andere Beziehung und andere Themen. Das war wichtig für mich. Teamer wurde ich dadurch, dass ich von Cornelia angesprochen wurde. Es tut einfach gut, wenn du als Jugendlicher von einem Erwachsenen ein solches Signal bekommst: 'Ich brauche dich.' Und es tat mir als Jugendlicher noch besser, die Entdeckung zu machen: 'Ich kann das und es macht mir Spaß.'"
* Jannek, das klingt ja fast wie aus dem Lehrbuch: Evangelische Jugend stiftet andere Beziehungen und sie verhilft Jugendlichen, ihre Potenziale zu entdecken und sich auszuprobieren. Jetzt bist du mittlerweile einer der Älteren in der Kinder- und Jugendarbeit. Wie geht es weiter?
Jannek Thoms: "Die Jugendarbeit in unserer Kirchengemeinde läuft gut. Wir haben viele Jugendliche, die nach der Konfirmation weiter machen. Ich freue mich, dass Niklas Nadolny als neuer Diakon da ist. Im NJK [Nachbarschaftsjugendkonvent] und im Koordinierungsausschuss werden wir weiter planen und Ideen entwickeln, wie es in der Jugendarbeit in der Nachbarschaft Neu Wulmstorf-Elstorf weiter geht."
*Was ist für dich am schönsten an der Jugendarbeit?
Jannek Thoms: "Es ist einfach nur schön, wenn du neue Jugendliche für die Sache begeistern kannst, die dir selbst wichtig ist. Und am schönsten ist es, wenn du auf einer Konfer-Freizeit [Konfirmandenfreizeit] bist und am Abend mit den anderen Teamern zusammen sitzt und einfach nur Spaß hast. In meinem Freundeskreis haben alle anderen nichts mit der Kirche zu tun. Aber an einem solchen Abend einer Konfer-Freizeit, wenn du mit anderen Teamern zusammen sitzt, dann ist das ein echtes Gefühl von Zusammengehörigkeit und Kirche."
Die Fragen stellte Florian Schneider