Eine rund erneuerte Kirche für die Lutherkirchengemeinde

Wir stehen in der fünften Dekade (1997-2006). Ich spreche mit Hans Herman Bredehöft. Er erlebte etwas, was nicht vielen vergönnt ist: zweimal war er an einem Kirchenbau beteiligt. Seit 1949 lebt er in Neu Wulmstorf und sah, wie die alte Lutherkirche erbaut wurde. 40 Jahre später war er mit über 1300 ehrenamtlichen Arbeitsstunden an der Erneuerung der in die Jahre gekommenen Kirche beteiligt.In unserem Gespräch erzählt Hans Hermann Bredehöft mit funkelnden Augen von Sternstunden der Erneuerung; im Rückblick überstrahlen diese Erfahrungen auch allen Streit, der mit der Runderneuerung der Kirche verbunden ist.

• Die Lutherkirche wird „runderneuert“. Wie kam es dazu und wie waren Sie eingebunden in dieses Projekt?

H. H. Bredehöft: „Die alte Lutherkirche war baufällig und genügte nicht mehr den Ansprüchen eines modernen Gemeindelebens. Irgendwann sprach mich Pastor Hellmanzik an und zeigte mir ein Modell der neuen Kirche. Wir haben dann meinen Sohn, der Architekt ist, in die Planung mit einbezogen. Es wurden Pläne erstellt, der Kirchenvorstand stimmte zu, das Landeskirchenamt genehmigte den Umbau und dann konnte es losgehen.“

• Sie haben die Zeit des Umbaus in Ihrem Bautagebuch dokumentiert. Über zwei Jahre waren Sie täglich auf der Baustelle. Woran erinnern Sie sich aus dieser Fülle sofort?

H. H. Bredehöft: „Eigentlich sollte unser Christusfenster nicht wieder in der neuen Kirche verbaut werden. Es war marode. Ich baute es aus und entfernte den Holzrahmen. Ein Glaser erneuerte die Einfassung. Dann wurde unser Rundfenster in der neuen Kirche über dem Altar eingebaut, ein toller Blickfang. Pastor Loos war begeistert davon, als er später erstmals die Kirche betrat. Und nicht nur er: Ich weiß, dass der Blick auf das Fenster vielen ganz wichtig ist.“

• Das klingt nach einem ordentlichen Tempo. Gab’s gar keine Komplikationen?

H. H. Bredehöft: „Natürlich. Vor allem fehlte es immer am Geld. Aber es gab viele Ideen. Es gründete sich ein Förderkreis zur Runderneuerung; ebenso gab es die Servicegruppe, die durch Beerdigungskaffeetrinken und andere Veranstaltungen Geld einnahm. Menschen haben ehrenamtlich an der Runderneuerung mitgearbeitet. Zum Beispiel hat die „Kabel AG“, zu der ich auch gehörte, kilometerlange Kabel in der Kirche verlegt. Und weil wir ja auch eine neue Orgel benötigten – die alte war feucht geworden –, gründet sich ein Förderkreis für die Orgel. So kam viel Geld zusammen.“

• Darum gingen die Arbeiten gut voran, wie man Ihrem Bautagebuch entnehmen kann.

H. H. Bredehöft:
„Genau. Am 7.6.1998 haben wir den letzten Gottesdienst in der alten Lutherkirche gefeiert. Danach wurden alle liturgischen Geräte ins Gemeindehaus getragen. Dort fanden in der Zwischenzeit die Gottesdienste statt. Zu Weihnachten und den Konfirmationen benutzen wir die Aula der Hauptschule. Schon fünf Monate später, am 26.11.1998, konnten wir Richtfest und Grundsteinlegung feiern. Es war für mich sehr ergreifend, als ich per Seilwinde den Richtkranz in der neuen Kirche nach oben ziehen durfte.“

• War dieser Augenblick für Sie der schönste?

H. H. Bredehöft: „Es gab noch mehr schöne Erfahrungen. Zu Silvester 1999/2000 habe ich alle überrascht: Die Glocken waren bereits aufgehängt, ich habe im Vorfeld das Christusfenster eingebaut. Und zum Jahreswechsel läuteten dann zum ersten Mal nach zwei Jahren wieder die Glocken. Mit einem 20 m langen Seil haben wir die Glocken manuell geläutet. Das war ein Ereignis für den ganzen Ort. Aber der allerschönste Moment war, wie das erneuerte Kugelkreuz auf den Turm der Kirche aufgesetzt wurde. Ich erinnere mich, wie ich mit meiner Frau und Ehepaar Hellmanzik auf dem Turm stehe, später habe ich mich – wie man sieht – auf die Kugel gesetzt. Zum Glück bin ich schwindelfrei. In diesem Moment auf dem Turm wussten wir, dass wir den Umbau geschafft haben. Und als die Kirche zu Pfingsten 2000 eingeweiht wurde, die Glocken läuteten, die neue Orgel zu hören war, da war das auch ein bewegender Moment.

•Sie schildern schöne Momente rund um den Umbau; es gab auch Streit und Verwerfungen.

H. H. Bredehöft: „Ja, leider. Es gab viel Streit. Ich kann aber sagen, dass mir die vielen Stunden auf der Baustelle gefallen haben. Und Pastor Hellmanzik war der Motor des Umbaus. Ohne ihn hätten wir diese neue Kirche nicht. Und was für eine schöne Kirche haben wir!